5 tolle Wanderungen auf Madeira

Im Herbst 2019 hat es mich erneut nach Madeira verschlagen - und mit Erschrecken habe ich festgestellt, dass meine erste Reise nach Madeira schon fast 10 Jahre zurückliegt! Damals bin ich überhaupt nicht wandern gewesen, sondern habe die Insel rein per Auto erkundet. Da Madeira als das Wanderparadies schlechthin gilt, musste ich 2019 wandertechnisch natürlich so einiges nachholen. Ich möchte dir hier meine 5 fotogene Favoriten für Wanderungen auf Madeira präsentieren.

Wandern auf Madeira

Die zu Portugal gehörende Insel Madeira liegt etwa 951 km südwestlich von Lissabon und  hat eine Fläche von 741 km².  Obwohl sie nur 57 km lang und 22 km breit ist, muss man sich schon sehr ranhalten, will man die gesamte Insel in einer Woche erkunden, denn Madeira hat durchgehend Mittel- bis Hochgebirgscharakter.  Es gibt nur wenige flachabfallende Strände,  typisch für Madeira ist eher, dass die Küste steil ins Meer abfällt. Dementsprechend schweißtreibend sind die meisten Wanderwege an der Küste auch. Dafür punkten sie mit atemberaubenden Aussichten.

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Schnellstraßen und Tunnels gebaut, um schneller von A nach B zu gelangen. Besonders Fahrten von Süden nach Norden dauern aber aufgrund der oft steilen, engen und kurvigen Straßen trotzdem einige Zeit. Dies solltest du beachten, wenn du deine Wanderungen planst. Wenn du nicht gerade in der absoluten Nebensaison anreist, sind viele Wanderwege nämlich sehr stark frequentiert, was einen frühen Start am Morgen oder einen späten Einstieg am Nachmittag empfehlenswert macht. Um den Mittag herum sind die Massen unterwegs, die per Reisebus herangekarrt werden, während du morgens und spätnachmittag eher Individualwanderer triffst.

Apropos Nebensaison: Die Durchschnittstemperatur auf Madeira liegt bei etwa 20 Grad, es wird also selten richtig kalt oder richtig heiß. Im Winter kann es aber vor allem im Norden sehr regnerisch sein. Auch der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist meist sehr deutlich zu spüren. Was du beim Wandern auf Madeira außerdem beachten solltest: Die Luftfeuchtigkeit ist höher als bei uns, weshalb 20 Grad sich schon mal um einiges wärmer anfühlen können - vor allem, wenn du dich gerade einen Berg hinaufarbeitest.

Bei unserem 10-tägigen Urlaub auf Madeira hatte ich ursprünglich fast jeden Tag eine Wanderung eingeplant, an manchen Tagen sogar zwei. Im Nachhinein war ich da etwas zu optimistisch und haben dann doch ein paar weggelassen, weil wir einfach fix und fertig waren.  Insgesamt haben wir also 7 Wanderungen gemacht auf der ganzen Insel verteilt. Hier kommen nun also meine Top 5 - eine Mischung aus den verschiedensten Schwierigkeitsgraden!

Vereda dos Balcões

Bei dieser Wanderung, die in Ribeiro Frio startet, handelt es sich eigentlich mehr um einen gemütlichen Spaziergang für den du nicht einmal Wanderschuhe brauchst. Der breite Weg folgt der Levada von Serra do Faial und endet beim Aussichtspunkt Balcões. Dort hast du einen wunderbaren Panoramablick über das Tal Ribeira da Metade und die Gemeinde von Faial.

Der Weg ist nur 1,5 km lang je Strecke, du spazierst also ingesamt gerade einmal 3 km. Der Wanderweg ist gut in einer Stunde bis anderthalb zu schaffen, nicht miteingerechnet, dass du sicher einige Zeit am Aussichtspunkt verbringen willst. Die Zeitangaben sind natürlich eh immer relativ, weil jeder ein anderes Tempo hat. Ich muss meist sowieso zusätzlich Zeit draufpacken, weil ich grundsätzlich die Kamera in der Hand habe und ständig Halt mache, um Bilder zu machen.

Auf dem Bild oben kannst du eine für Madeira so typische Levada sehen. Dabei handelt es sich um künstlich angelegte Wasserkanäle, die Wasser aus dem niederschlagreicheren Norden ins Zentrum der Insel leiten. Bereits seit dem 15. Jahrhundert nutzten die Madeirenser diese Art des Bewässerungssystem für die Landwirtschaft. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde das Kanalnetz stark ausgebaut. Heute werden drei Elektrizitätswerke mittels der Levadas auf Madeira betrieben. Das ist auch der Grund, warum die meisten Wege, die an Levadas entlangführen, gut gewartet und somit für leichte Wanderung ideal sind.

Woher der Aussichtspunkt seinen Namen hat, wird sofort klar, wenn du ihn erreichst. Balcões heißt nichts anderes als Balkone - und was für welche! Linker Hand siehst du grünbewachsene Hänge und schroffe Berge. Rechts glitzert das Meer über den kleinen Häuseransammlungen von Faial. 

Bei diesem Anblick kannst du sicher gut nachvollziehen, dass es etwas länger dauert, von Küste zu Küste zu fahren. Ich finde es immer wieder faszinierend zu sehen, wo sich überall Menschen niederlassen. Übrigens gibt es bei dieser Wanderung auch eine urige kleine Einkehrmöglichkeit. Es handelt sich dabei um einen kleinen Laden, der auch ein paar Erfrischungen und Snacks anbietet. Das Haus klebt quasi am Hang, sodass der Eingang direkt am Wanderweg liegt.

Levada do Rei

Die Levada do Rei, zu deutsch "Wasserkanal des Königs" gehört zum Standardprogramm auf Madeira und kommt ohne nennenswerte Steigungen aus. Wir haben diese Wanderung einen Tag vor unserer großen Bergtour gemacht, weil ich etwas Angst hatte, nicht fit genug für den nächsten Tag zu sein. Daher wollte ich eine einfache Route, die trotzdem landschaftlich spannend ist. Für die ca. 11 km lange Strecke brauchst du laut Wanderführer etwa zweieinhalb Stunden.


Der Startpunkt an der Straße ER 101 bei São Jorge ist bei Google Maps gekennzeichnet. Bei unserem Start hatte das Wetter umgeschlagen, auf einmal zog dichter Nebel auf und es wurde empfindlich kalt. Zuvor waren wir noch an der Nordküste unterwegs und luftig gekleidet. Für die Wanderung zogen wir uns also erst mal im Auto um. Rein in die Wanderstiefel und ab gings - immer entlang der Levada. Der erste Teil schlängelt sich durch fast urwaldartiges Grün. Nach einer Weile ragt rechts eine Felswand auf, links geht es steil bergab. Da überall aber so dichter Bewuchs ist, nahmen wir das gar nicht so dramatisch war. Trotzdem ist es beruhigend, dass der Weg  größtenteil durch Eisenbänder gesichert ist.


Der Nebel hat sich dann auch sehr schnell verzogen und bald schon wurde uns ziemlich warm, obwohl der Weg keine Steigung bietet und wir so gut wie immer im Schatten grlaufen sind. Doch hier im dichtbewachsenen Dickicht geht kaum ein Lüftchen. Wir freuten uns umso mehr auf den kleinen Wasserfall, der quer über den Wanderweg plätschern soll.


Und wirklich, relativ zum Ende des Weges plätscherte es fröhlich über den Weg. Obwohl es Ende Oktober/Anfang November war, hielten sich die Wassermassen sehr in Grenzen. So konnten wir uns auch daran vorbeischlängeln, ohne wirklich nass zu werden. Auch die Holzplanken waren mit Wanderschuhen kein Problem und nicht so rutschig wie befürchtet. Obwohl der Weg wirklich simpel ist, solltest du aber immer schauen, wohin du trittst und am besten Wanderschuhe tragen. Es braucht schließlich nicht viel, um sich den Knöchel zu verdrehen oder ähnliches. Das musste auch ein spanische Reisegruppe, der wir unterwegs begegneten, auf die harte Tour erfahren. Ein Mann lag mit einer schmerzhaften Knieverletzung am Boden und musste später von der Feuerwehr abtransportiert werden. Dabei war die Gruppe noch kurz vor dem Wasserfall und somit gar nicht bis zu der "schwierigeren" Stelle vorgedrungen. Zum Glück gibt es bei dieser Levada-Wanderung etwa auf halber Strecke eine etwas breitere Zufahrt, sodass der Wagen der hiesigen Bombeiros recht nah an die Unglücksstelle heranfahren konnte. Dennoch kann es wirklich schwierig sein, auf einem Wanderweg auf Madeira geborgen zu werden.

Wir folgten, nachdem wir den Wasserfall passiert hatten, der Route Richtung Ribeiro Bonito, was "schöner Fluss" bedeutet. Richtig spektakulär ist er nicht, aber dennoch hübsch. Es kommt aber nicht ganz an die wilde Schönheit der Azoren heran. Mein Mann musste natürlich wieder das Wasser testen und ging in einer der kleinen Gumpen baden. Es wahr wohl ziemlich kalt. :D


Insgesamt bietet die Levada do Rei einen schönen Einstieg in die Levada-Wanderungen auf Madeira. Ich persönlich bevorzuge Runderwanderwege, weil ich nicht gerne die gleiche Strecke zweimal gehe. Trotzdem hat mir die Levada do Rei gut gefallen.

Rundweg Jardim do Mar

Dieser Wanderweg hat es so richtig in sich! Auf keiner anderen Madeira-Wanderung waren wir so sehr aus der Puste. Im Ernst, ich war kurz vorm Kollaps und hätte mich am liebsten auf dem Boden zusammengerollt bis mich jemand den restlichen Weg hochträgt. Umso stolzer war ich, nachdem es geschafft war! Los ging es ganz früh morgens beim Hotel Atlantico in Prazeres, wo wir den Caminho Real do Paúl do Mar 1,8 km hinunter nach Paúl do Mar hinabstiegen.


Der steile Abstieg ist wirklich nicht ohne! Der Weg ist gepflastert und über weitere Strecken in wellenförmigen Ministufen angelegt, die für mehr Halt sorgen sollen, allerdings schnell zur echten Qual werden. Immerhin müssen Wanderer von 550 m Höhe runter auf 16 m. Schon auf halbem Weg spürte ich überdeutlich meine Fußspitzen, die ständig gegen die Wanderschuhe gedrückt wurden. Aus mir wird jedenfalls keine Primaballerina mehr!

Laut Infotafel dauert der Abstieg 1 Stunde und 20 Minuten. Tatsächlich blieben wir sogar ungefähr in der Zeit, denn wir wussten, wenn wir den Küstenweg von Paúl do Mar nach Jardim do Mar nehmen wollten, hätten wir nur einen knappen Timeslot, bis die Flut zu hoch und der Weg damit unpassierbar würde. Bevor du also zu diesem Rundweg aufbrichst, solltest du dich vorher über die Gezeiten schlau machen.  Begehbar ist die Strecke am Steinstrand von Paúl do Mar nach Jardim do Mar von etwa 1 Stunde vor Einsetzen der Ebbe bis etwa eine Stunde nach Einsetzen der Ebbe.

In Paúl do Mar angekommen gingen wir deshalb auch zügig nach links Richtung Strand. Erst hatten wir Probleme, den Zugang zu finden, da ein Bauzaun den Weg versperrte. Wir sprachen einen der Arbeiter an, der uns zunächst nicht durchlassen wollte. Ich versicherte ihm auf Portugiesisch, dass wir um die Gefahren und über die sicheren Zeiten Bescheid wüssten. Schließlich ließ er uns durch, nicht aber ohne uns  noch mal darauf hinzuweisen, dass wir wegen möglichem Steinschlag nicht zu nah an den Klippen laufen sollten, aber auch nicht zu nah ans Wasser herangehen dürften, da das Meer heute recht wild sei.

Mit einem leicht mulmigen Gefühl starteten wir also über Stock und Stein. Prompt sahen wir nach wenigen Metern einen kleinen Felsabgang, der laut auf die Steine herabrauschte. Wir achteten peinlich genau darauf, in der Mitte zu bleiben und ich steckte sogar die Kamera weg, da ständige Aufmerksamkeit nötig war. Ich hatte mir einen Kiesstrand vorgestellt, es handelt sich aber tatsächlich um wirklich große Steine mit unterschiedlicher Oberflächenstruktur. Einige baten guten Halt, egal ob nass oder trocken, andere waren spiegelglatt. Teilweise mussten wir auch ein bisschen klettern. Fast die ganze Zeit der einstündigen Strecke waren wir komplett allein. Umso erleichterter waren wir, als wir nach 2/3 der Strecke ein paar Surfer im Wasser entdeckten. Auch war jetzt unser Ziel, das Örtchen Jardim do Mar, in der Ferne zu sehen.


Nach einer Stunde haben wir dann tatsächlich das Ziel erreicht und konnten endlich aufatmen. Mittlerweile taten nicht nur die Fußspitzen weh, sondern auch die Gelenke, die die Ganze Zeit die Balance auf den Steinen halten mussten, sind deutlich spürbar. Kurz vor Ende des Steinabschnitts war ich zudem eine Sekunde etwas unaufmerksam und stürzte schmerzhaft auf die Knie. Deshalb relaxten wir erst einmal ein wenig in der Sonne auf der weitläufigen Promenade von Jardim do Mar.

Hier trafen wir auch ein deutsches Pärchen, dass offenbar kurze Zeit nach uns den Weg hinunter nach Paúl do Mar hinabgestiegen war. Sie allerdings ließ man nicht mehr den Küstenweg nach Jardim do Mar gehen, weshalb sie sich ein Taxi genommen hatten. Dementsprechend waren sie noch um einiges frischer als wir als sie den Ort erkundeten.


Jardim do Mar ist wirklich ein hübscher kleiner Ort mit gerade einmal knapp über 200 Einwohnern. Herz des Ortes ist der Marktplatz, der gut in Schuss gehalten ist. Jardim do Mar bedeutet übrigens Garten des Meeres und beschreibt die  von Blumen, Felsen und Meer umgebene Häusersammlung ziemlich gut.


Nach einer kleinen Erfrischung in einem urigen kleinen Café/Tante-Emma-Laden, wo wir nur wenige Euro für frisch gepflückte Madeira-Banänchen und leckere einheimische Brisa-Maracuja-Limo zahlen, machten wir uns an den Aufstieg. Dabei kamen wir an einem hinter Glas ausgestellten Tragetuch vorbei. Dieses Tuch wurde früher genutzt, um reiche oder kranke Dorfbewohner nach oben zu tragen. Kaum vorstellbar, dass dieser steile Weg mit so einer schweren Last bezwungen wurde! Tatsächlich wurde auch der ortsansässige, wohl recht beleibte Priester des Öfteren die hunderten von steilen Stufen die Steilklippe hochgeschleppt. Uns fiel es schon schwer, uns selbst hochzuschleppen.

Während unseres Aufstiegs begegneten wir auch dem anderen deutschen Pärchen wieder. Die beiden hatten sich zu einem kleiner Picknickpause auf den Stufen niedergelassen. Später überholten sie uns wiederum als wir das selbe taten. Bis wir die Wanderungen tatsächlich schafften und wieder am Parkplatz in Prazeres ankamen, sollten wir allerdings noch zwei weitere Zwangspausen einlegen müssen.  Ich schwöre, ich habe niemals in meinem Leben so viel geschwitzt wie während dieser Wanderung. Und ich schwitze nicht schnell.  Insgesamt hat der Rundweg Jardim do Mar zwar angeblich nur 6,7 km, aber am Ende wussten wir definitiv, warum diese Wanderung als "schwer" eingestuft ist. Wir waren sicher zwischen 4 bis 5 Stunden unterwegs (inkl. Pausen) statt der veranschlagten 3 Stunden 15.

Danach haben wir die Wanderungen für den nächsten Tag gechancelt und uns einen Vormittag in der Hängematte auf dem Gelände unserer Unterkunft gegönnt. Das Glampingparadies bei Ponta do Sol kann ich übrigens nur wärmstens empfehlen! Wann hat man schon mal die Gelegenheit in einem gemütlichen Tipi mit stylischem Badezimmer inmitten eines Bananenhains inklusive Meerblick aufzuwachen!

Vereda da Ponta de São Lourenço

Dieser etwa 8 km lange Wanderweg auf der Ostspitze Madeiras war unser letzter Wanderausflug. Wir starteten ihn noch vor Sonnenaufgang bei Wind und leichtem Regen. Die ganze Woche über hatten wir entweder strahlenden Sonnenschein oder höchstens morgens Wolken und es war tagsüber angenehm warm. Umso entäuschter war ich zunächst, dass unsere letzte Wanderung auf Madeira so ins Wasser zu fallen drohte.

Mein Ziel war es nämlich, ein Sonnenaufgangsfoto am Aussichtsppunkt Ponta de São Lourenço zu schießen. Im Stockdunklen kämpften wir uns also vom Parkplatz Baia d'Abra mit unseren Stirnlampen durch den Wind. Zum Glück führt das erste Stück des Weges über Holzbohlen. Langsam fing es an zu dämmern und nur eine bleierne Wolkendecke war zu erkennen. Trotzdem rannten wir fast, um den Aussichtspunkt rechtzeitig zum Sonnenaufgang zu erreichen. Und als ich schon alle Hoffnung fahren lassen wollte, gab es ausgerechnet hier einen Riss in der Wolkendecke und wir konnten doch noch einen ganz besonderen Sonnenaufgang erleben.

Nach einer ausgiebigen Fotosession ging es dann weiter Richtung Morro do Furado, dem letzten zu Fuß erreichbaren Punkt der Ostspitze. Die Sonne sahen wir nicht wieder, aber sie hatte brav ihren Dienst getan nachdem wir unsere Sonnenaufgangsfotos im Kasten hatten, also war es okay. Der Wind hingegen hielt sich alles andere als zurück und pustete uns ordentlich durch.


Der Südosten steht im krassen Gegensatz zu der üppig grünen Vegetation im Westen und Norden Madeiras. Diese karge Landschaft hat ihren ganz eigenen Charme, Teile der Vereda do São Lourenço wirken fast wüstenartig. Der Eindruck wird noch verstärkt durch den oasenartigen Palmenhain rund um den einzigen Einkehrort auf der Halbinsel, der Casa do Sardinha. Als wir dort ankamen, war das Infozentrum mit Café allerdings geschlossen. Immer Sommer kannst du übrigens hier an den Cais do Sardinha ein erfrischendes Bad im Atlantik nehmen. Außerdem legen dort Boote an, mit denen sich Wanderer zurück zum Parkplatz fahren lassen können. Da wir so früh unterwegs waren, war auch an der Anlegestelle tote Hose. Also begannen wir mit dem Anstieg den bizarren roten Lehmhügel Morro do Furado hinauf. Teilweise sind die "Stufen" hier so groß, dass ich mich an den Stahlseilen nach oben ziehen musste. Achtung, die Pfähle, die die Seile halten, sind schon recht verrostet und du kannst dir schnell weh tun, wenn du nicht vorsichtig bist.

Auf dem 160 m hohen Morro do Furado angekommen, hast du einen schönen Ausblick auf die Inseln Ilhéu da Cevada und Ilhéu do Farol. Auf Letzterer steht der Farol da Ponta de São Lourenço, Madeiras ältester Leuchtturm. Bei guter Sicht kannst du Madeiras Nachbarinsel Porto Santo sowie die unbewohnten Ilhas Desertas sehen. Der Morro do Furado ist ein schöner Höhepunkt der Wanderung durch das Naturschutzgebiet im äußersten Osten Madeiras, aber auch ein verdammt windiger. Die Absperrung liegt mehr am Boden als dass sie steht, sei also wirklich vorsichtig hier oben! Den Rückweg legten wir dann sehr zügig zurück, da es anfing zu nieseln. Zurück am Auto fuhren wir einfach durch ein paar Tunnel und kamen in Funchal bei strahlendem Sonnenschein wieder heraus. Typisch Madeira!

Vereda do Arieiro - Pico Ruivo

Die in meinen Augen beeindruckendste Wanderung auf Madeira ist die Tour vom Pico do Arieiro zum Pico Ruivo. Hoch über den Wolken geht es von Madeiras dritthöchstem Weg über Berghänge und durch Tunnel zu Madeiras höchstem Berg. Damit du den Panoramaweg auch wirklich in vollen Zügen genießen kannst, solltest du früh los, denn ab Mittag sind die Berge oft in Wolken eingehüllt.

Wir haben uns deshalb für eine geführte Sonnenaufgangstour des lokalen Anbieters Up Mountain Madeira entschieden. Um kurz nach 6 holten uns Davíd und Nicolau mit ihrem Van ab und karrten uns gemeinsam mit einem anderen deutschen Pärchen und drei jungen Marokkanerinnen bis zum Gipfel des Pico do Arieiro. Püntklich zum Sonnenaufgang konnten wir testen, wie winddicht unsere Wanderjacken waren, denn hier oben herrschte eine Eiseskälte mit schneidendem Wind. Trotzdem wäre ich nirgends lieber gewesen, denn der spektakuläre Sonnenaufgang über den Wolken entschädigte für alles.

Beim ersten Licht des anbrechenden Tages machten wir uns dann auf den rund 2-stündigen Weg zum Pico Ruivo. Anfangs flogen wir fast vom Weg, aber sobald wir nicht mehr auf dem freistehenden Gipfel waren, ging es schon um einiges besser.


Die Strecke vorbei am Aussichtspunkt Manta Rota ist wirklich atemberaubend. Es fiel mir schwer nicht alle zwei Schritte stehen zu bleiben, um zu fotografieren. Okay, wahrscheinlich bin ich alle drei Schritte stehen geblieben, jedenfalls war ich meist die letzte unserer Gruppe.


Aber im Ernst, wie kann man bei solchen Ausblicken denn nicht fotografieren? Insgesamt war die Wanderung zwar anstrengend, aber lange nicht so heftig, wie gedacht. Nach dem Rundweg von Jardim do Mar kam uns eben alles wie Kindergarten vor.

Unser Guide Davíd sorgte aber auch dafür, dass wir vor anspruchsvollen Streckenteilen ausreichend Pause machten und uns noch mal stärkten. Richtig in die Beine ging uns trotzdem allen eine Stelle - und zwar eine fast senkrecht aufsteigende Metalltreppe, die sogar Davíd schwer atmen ließ. Er ist übrigens Hill Runner und Marathonläufer. Von daher fühlte ich mich voll okay, als ich mich wie eine kleine Dampflok die Treppe hochschnaufte.


Kurz vor dem letzten Aufstieg zum Pico Ruivo gibt es die einzige Einkehrmöglichkeit auf der Wanderung. Hier bekommst du Kaffee, Softdrinks und kleine Snacks. Die Preise sind etwas höher als sonst, da alles von den Betreibern zu Fuß den Berg hinauf gebracht werden muss. Wir packten also unser mitgebrachtes Essen aus und genossen etwas die Sonne, bevor wir dann die restlichen Meter zum höchsten Berg Madeiras in Angriff nahmen. Auf 1862 m angekommen,  hatten wir einen fantastischen Rundumblick auf das Hochgebirge Madeiras.

Ein weiterer Vorteil einer geführten Tour hier ist, dass du nicht den gleichen Weg zum Pico do Arieiro wieder zurückgehen musst, sondern vom Pico Ruivo aus den 1-stündigen Weg zum Parkplatz nehmen kannst. Dort erwartete uns schon Nicolau mit dem Wagen und wir ließen uns gemütlich noch nach Santana mit den typischen Strohdachhäusern fahren, bevor es zum Abschluss bei Funchal für alle einen traditionellen Poncha-Drink gab.


Ich hoffe, dir haben meine Wandervorschläge gefallen. Abgesehen von diesen 5 Wanderungen haben wir noch den  Weg vom Lorbeerwald von Fanal nach Fio erkundet und sind zu den 25 Quellen bei Rabaçal gewandert. Auch diese Routen waren sehenswert und ich werde sicher bald darüber berichten. Pinn dir doch für deinen nächsten Urlaub auf Madeira meine 5 tollsten Wanderungen bei Pinterest.

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