Monika und Bernard waren Ende August einfach nur glücklich, "nach Hause" zurückkehren zu können. Ihr Dono empfing seine langjährigen Mieter ebenfalls mit offenen Armen auf dem Grundstück, denn er wollte das Haus gerne wieder für sympathische Paar aus Österreich aufbauen lassen. Seit über 2 Monaten wohnen Monika und Bernard nun in dem von uns gestifteten Caravan auf dem Grundstück ihres zerstörten Mietshauses. Ich habe sie gestern erneut besucht, um für euch zu dokumentieren, welche Fortschritte es in Corte Grande gibt. Leider gibt es nicht nur Positives zu berichten ...
Fotos und Bericht: Susanne Koplin
Monika und Bernard lebten bis zum großen Brand 2018 in einem liebevoll selbst rennovierten Mietshaus in Corte Grande. Bei meinem ersten Besuch Ende August verschlug es mir den Atem, als Monika mich durch die Trümmer ihrer Existenz führte. Bernard war damals körperlich und seelisch noch nicht in der Lage, die Ruine zu betreten. Zurückkehren wollten beide aber trotzdem. Darum kaufte Alina ihnen als erstes einen Wohnwagen, den ich schon einen Tag später - pünktlich zu Monika und Bernards Geburtstag - ausliefern durfte. Kurz danach konnten die beiden somit wieder in ihr geliebtes Corte Grande ziehen. Doch ein langer Weg lag und liegt noch vor ihnen.
über Laranjeira nach Corte Grande
Dieses Mal nehme ich nicht die übliche Straße über Fornalha oder Monchique, sondern den Weg über Laranjeira. Hier sollen die Brände besonders schlimm gewütet haben und ich wappne mich innerlich, durch eine trostlose Mondlandschaft zu fahren. Doch was ich während der Fahrt sehe, finde ich ehrlich gesagt wunderschön. Natürlich sehen die kargen Berge, wo nur noch verkohlte Stümpfe zu erkennen sind, immer noch erschreckend aus. Aber im sanften Abendlicht wirkt das versengte Blattwerk wie goldenes Herbstlaub und das satte Grün unzähliger junger Pflanzen bedeckt die schwarze Asche bereits an vielen Stellen. Durch den vielen Regen der vergangenen Tage und Wochen haben sich zudem kleine Seen und Bäche gebildet. Es wirkt streckenweise einfach unheimlich friedlich hier.
Ich komme nur sehr langsam voran, da ich immer wieder anhalten muss, um Fotos zu schießen. Zum Glück ist hier außer mir so gut wie niemand unterwegs. Das wissen wohl auch die Hunde in der Gegend, denn sie liegen seelenruhig mitten auf der Straße und schauen mich ganz verwundert an, was ich denn von ihnen wollen könnte. Großzügig wird nach einer Weile dann entschieden, Platz zu machen, sodass ich passieren kann.
Rechts und links heben sich grün leuchtende Orangenplantagen vom Braun und Schwarz der Berghänge ab. Leider haben nicht alle Bauern so viel Glück gehabt. So sind
zum Beispiel drei Kleinerzeuger, die mit Pois - Natürlich Portugal
zusammenarbeiten, schwer von den Bränden getroffen worden. Das Pois-Projekt wurde ins Leben gerufen, um Obst und Gemüse fairer zu handeln und portugiesische Kleinbauern zu unterstützen. Mit einer
Spendenaktion unterstützt Pois seine von den Waldbränden betroffenen Kleinbauern.
Bei Foz do Barreiro grasen Kühe frei auf der Wiese, nur bewacht von einem braven Hirtenhund. Sie schauen mich mapfend an und spazieren ihres Weges. Ob sie sich wohl an die schrecklichen Brände erinnern können?
Hinter dem fruchtbaren Tal beginnt die Straße nun anzusteigen und das Grün schwindet. Jetzt muss ich mehr auf den Weg achten, denn
die Flammen haben hier teilweise den Asphalt zum Bersten gebracht. Langsam schlängele ich mich den Berg hinauf. Rechts von mir blitzt immer wieder die Odeluca-Talsperre zwischen den kargen
Baumwipfeln hervor. An einem Picknickplatz halte ich erneut, um denn Stausee in Ruhe betrachten zu können. Er erstreckt sich über 7,8 km² und enthält
fast 160 Millionen m³ Wasser. Während der Brände holten die Löschflugzeuge unter anderem auch hier Wasser. Umso erschreckender ist es, dass rund um den See
alles schwarz verbrannt ist.
Ich reiße mich von dem Anblick los und nehme die letzten Kilometer nach Corte Grande in Angriff. Hier ist volle Konzentration gefragt, denn die Straße wir nun immer schmaler und führt in Haarnadelkurven Richtung Picota. Die Sonne steht schon tief und blendet extrem, wenn sie unvermittelt durch das Blattwerk dringt. Doch dann ist es geschafft und ich erkenne die Korcheichen umsäumte Zufahrt nach Corte Grande vor mir. Eine Handvoll Häuser und ein paar Schafe - mehr gibt es hier oben eigentlich nicht. Die Ruhe ist ohrenbetäubend. Ich lasse das Auto beim Nachbargrundstück stehen und mache mich - wie schon im August - die letzten Meter zu Fuß auf den Weg zu Monika und Bernard.
Wiedersehen in Corte Grande
Auch hier oben ist es mittlerweile viel grüner geworden. Ich habe das Glück, einen der inzwischen deutlich rarer gewordenen Sonnentage erwischt zu haben. Es ist herrlich hier zwischen den Korkeichen. Die Szenerie wird nur getrübt von den kahlen neuen Strommasten, die nun alle paar Meter aus dem Boden ragen.
Eigentlich wären diese ja ein Grund zur Freude. Monika hat mir aber schon letzte Woche bei unserem kurzen Treffen in Caldas berichtet, dass man überall die Erde
aufgerissen hat, um neue Strommasten zu setzen, seitdem allerdings wieder Stillstand herrscht. Alle Masten sind mit Absperrgittern mehr schlecht als recht gesichert, richtig fertig befestigt sind
sie nämlich nicht. Wo die Erde aufgerissen wurde, um die Masten einzusetzen, befinden sich noch immer Löcher in denen sich nun das Wasser sammelt. Offensichtlich ist mittendrin der Beton
ausgegangen. Kabel sind ohnehin nicht vorhanden. So stehen sie Masten hier also seit Wochen sinnlos herum.
Wie damals nehme ich den Weg durch den ehemaligen Garten direkt auf die Ruine von Monika und Bernards Heim zu. Das Haus sieht unverändert aus, doch dieses Mal kann
ich rechts durch die Bäume zwei fleißige "Baumeister" ausmachen. Mit einem Grinsen laufe ich auf die beiden zu und freue mich noch einmal mehr, hier zu sein.
Eine Hütte für Sambuca
Monika und Bernhard zimmern ein paar Paletten, die ihnen geschenkt wurden, zu einer Hundehütte für ihren Sambuca zusammen. Die Begrüßung fällt wie immer sehr
herzlich aus. Monika drückt mich kräftig und auch Bernard unterbricht seine Arbeit kurz, um mich mit den üblichen Küsschen zu begrüßen. Sammy will natürlich auch Hallo sagen und da ich
mittlerweile durch Alinas Hunde meine Scheu verloren habe, bekommt auch der Vierbeiner direkt Streicheleinheiten von mir. Nach ein paar Hammerschlägen ist dann der "Rohbau" für die Hundehütte
fertig und wir bewundern ausgiebig das Ergebnis. Der dreieckige Bau erinnert an die traditionellen strohbedeckten Bauernhäuschen in Santana auf Madeira.
Einzig Sammy scheint eher unbeeindruckt, aber er ist es auch gewohnt mit in den Wohnwagen zu dürfen. Nun wo die Tage immer feuchter werden, ist es aber zunehmend
unangenehmer in dem kleinen Gefährt mit dem großen nassen Hund eingepfercht zu sein. Bisher konnten Monika und Bernard es aber nicht übers Herz bringen, Sambuca bei Wind und Wetter in der
löchrigen Mini-Hundehütte zu lassen, die jemand gespendet hat. Daher haben sie beschlossen, ihm ein Madeira-Häuschen zu bauen. Mit ein bisschen Überredungskunst von Monika, nimmt Sammy
schließlich den Rohbau doch ab.
Während Monika und ich uns weiter unterhalten, wuselt Bernard weiterhin herum und erledigt allerlei Arbeiten. Ich bin heute nicht nur gekommen, um zu schauen, wie
es den dreien hier oben geht, sondern auch mit dem Auftrag von Alina, Monika und Bernards Identifikationsdaten für den Stromanschluss zu erfragen. Ariane, eine liebe Spenderin, die wir Ende
Oktober getroffen haben, hat uns darum gebeten, denn sie kennt jemanden bei der EDP (Stromversorger), der vielleicht das ganze Prozedere beschleunigen könnte. Ein bisschen Vitamin B kann in
Portugal jedenfalls nicht schaden. Wir hoffen, das Ariane etwas erreichen kann, denn Strom ist wirklich der Schlüssel für alles weitere hier in Corte Grande.
Kein Strom - Keine Heizung - keine Toilette
Der Caravan ist gut ausgestattet mit Licht, Campingtoilette, Dusche, Waschbecken, Heißwasser und Heizung. Ohne Strom können Monika und Bernard allerdings NICHTS davon nutzen. Ich frage Monika wie sie denn ohne sanitäre Anlagen auskämen und ob ein Dixie-Klo vielleicht helfen könnte. Wie immer winkt sie lachend ab und meint sie wären das einfach Leben gewohnt. Duschen könnten sie im öffentlichen Schwimmbad von Monchique. Ich erinnere mich, dass Monika im Sommer erzählte, dass sie angefragt hätten, ob sie als Brandopfer dort die Duschen benutzen dürften. Damals wurden sie vertröstet und mit Ausreden abgespeist. Ohnehin war nur das Freibad geöffnet, wo man lediglich ohne Shampoo kurz unter die Brause gehen konnte. Seit Oktober ist das Hallenbad wieder geöffnet und dort kann man auch heiß duschen und sich richtig waschen. Sie müssen zwar Eintritt zahlen, dieser hält sich aber mit 1 Euro noch in Grenzen. Monika nutzt dann gleich auch noch die Möglichkeit, 3 mal die Woche schwimmen zu gehen, um ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun.
Weniger rosig sieht es in Sachen Toilette aus. Wenn sie nicht in Caldas in ihrem kleinen Kunsthandwerkladen sind, bleibt hier oben nur das Gebüsch. Meinen skeptischen Blick quittiert Monika erneut mit einem Lachen. Hier oben sei das ganz normal, meint sie. Als sie hergezogen seien, hatte keiner in der Nachbarschaft ein Badezimmer. Auch im Haus gab es keins. Da Bernard gelernter Installateur ist, hat er selbst ein Bad eingebaut. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie bescheiden und dankbar für Kleinigkeiten die beiden sind.
Da ich den Wohnwagen noch gar nicht von innen gesehen habe, zeigt mir Monika nun stolz ihr Heim. Und obwohl der kleine Caravan wirklich von oben bis unten mit Sachen vollgestopft ist, finde ich ihn wirklich gemütlich. Dank einem kleinen Gaskocher können die beiden wenigstens kochen und ein wenig Wasser erhitzen. Strahlend zeigt Monika mir auch die Heizdecke von Christina und Jens, die ich ihnen letzte Woche nach Caldas gebracht habe. Sie können sie zwar ohne Strom nicht anschließen, aber auch so wärmt sie schon ganz hervorragend, meint Monika. Wir setzen uns an den kleinen Tisch, wo Bernard abends gern im Schein der Petroliumlampe noch etwas liest, und plaudern noch ein wenig.
Bevor es dunkel wird, gehen wir noch einmal kurz zum Haus. Als ich aus dem Wohnwagen steige, merke ich einen deutlichen Temperaturunterschied. Selbst ohne Heizung ist es drinnen wesentlich angenemer als draußen. Das beruhigt mich ein wenig. An der Hauswand stapeln sich noch immer die Überreste von Monika und Bernards altem Leben. Es handelt sich um halbverbranntes Mobiliar, aus den Flammen gerettete Kisten und Hausrat, den die beiden nach dem Brand in einem vermeintlich fast unversehrten unteren Zimmer des Hauses untergestellt hatten. Leider zeigte sich nach den ersten Regenfällen, dass die Decke dort undicht ist und so wurde alles komplett durchnässt und unbrauchbar. Auch jetzt hören wir es noch tröpfeln, als wir die Tür öffnen, obwohl es den ganzen Tag nicht geregnet hat.
Seit Wochen soll die Stadt die Sachen abholen und entsorgen. Bis jetzt hat sich aber niemand blicken lassen. Jede Woche versucht Monika zudem, auf dem Amt in
Monchique den Verantwortlichen zu sprechen, der ihnen einen Zuschuss für einen kleinen Anbau bewilligen kann. Diesen brauchen sie, um die Naturmaterialien für ihre Kunsthandwerksgegenstände zu
lagern und auch um die fertigen Stücke unterzustellen. Sie sind eine wichtige Einkommensquelle für die zwei. Man hatte ihnen zwar angeboten, sich auf Staatskosten im Ort einzumieten, doch erstens
gibt es keine freien Wohnungen, wo sie mit Hund Sambuca unterkommen können und zweitens leben die beiden gerne hier oben. Es ist eben ihr Zuhause. Ein Anbau käme den Staat zudem billiger als die
Miete für ein Jahr. Das hat Monika der Dame vom Amt auch wieder und wieder erzählt, bis diese sich erweichen ließ und meinte, sie könne versuchen, den Antrag nach Faro zu schicken.
Auch hier heißt es also wieder warten.
Zum Schluss zeigt Monika mir dann noch das einzig bereits neu verlegte Stromkabel. Das Kabel wurde an der Ruine befestigt, an einer Wand, die im Grunde jederzeit
einstürzen könnte. Die Installation erscheint wie ein Schildbürgerstreich, denn sie führt ins Leere. Der Zählerkasten ist schon da, was soll er zählen? Seit Wochen hängt Monika in der
Warteschleife des Stromanbieters, bekommt widersprüchliche Aussagen. Man fragt sie, wie viele Masten sie möchte, dabei sind diese schon längst da. Ohne Abstimmung mit dem Besitzer wurden viel
mehr aufgestellt als früher da waren. Am Telefon beharrt der Mitarbeiter der EDP trotzdem darauf, dass es gar nicht sein könne, das schon Masten da seien. Man weiß nicht, ob man lachen oder
weinen soll ...
Weil es nun ziemlich schnell dunkel wird und ich noch fast eine Stunde Fahrt auf den schmalen Gebirgsstraßen vor mir habe, muss ich mich dann schließlich verabschieden. Wir werden uns jedoch bald wiedersehen, da Monika und Bernard Alina und mich am Sonntag in Carvoeiro besuchen kommen. Dann wollen wir beratschlagen, wie wir die beiden noch unterstützen können, aber auch einfach einen schönen Nachmittag mit ihnen verbringen, denn sowohl Alina als auch ich haben das Paar sehr ins Herz geschlossen.
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Bitte beachte, dass es sich nicht um eine Organisation handelt, sondern Alina einmalig als Privatperson Geld sammelt und daher keine Spendenquittung ausstellen kann. Dafür kommt das Geld auch direkt bei den Bedürftigen an - und ich werde hier regelmäßig berichten in Wort und Bild, sodass du sehen kannst, was mit deinem Geld passiert.
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Alina Stoica
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