Hilfe für Monchique - Schicksale: João & Familie

João und Amanda leben mit ihren Kindern 15 km vom Ort Monchique entfernt in Perna da Negra. Durch die schmalen, schlecht befestigten Straßen fühlt es sich an wie 150 km. Die Gegend ist nur dünn besiedelt, das Leben hier völlig abgeschieden. Dort beginnt auch das Feuer, das fast 28.000 Hektar in Monchique und den umliegenden Landkreisen Silves und Portimão vernichtet und die Algarveküste tagelang in Rauch und Asche hüllt. Wir besuchen die kleine Familie, deren Haus wie durch ein Wunder verschont blieb, die aber seit dem Brand ohne ausreichende Stromversorgung mitten im Nirgendwo lebt.


João und Amanda, Perna da Negra

Fotos & Bericht: Susanne Koplin

Nach einem positiven Start in den Tag bei Christina in Monchique, dem Wiedersehen mit Ilo und Yuca und dem Treffen mit Mercedes in der Wohnwagensiedlung machen Alina und ich uns auf den Weg zu João, Amanda und ihren beiden Kindern. Im Vorgespräch per Telefon und durch den Besuch von Fotografiestudent Fabian, der beide bereits vor Ort interviewte, hat Alina bereits einen guten Eindruck von der Familie gewonnen. Zudem wurde ihr von mehreren Seiten zugetragen, dass hier die Hilfe wirklich benötigt wird und auch bei den richtigen Menschen ankommt.

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An dieser Stelle habe ich bisher immer in Google Maps den Ort anzeigen lassen, wo wir die Betroffenen besucht haben. Wie ihr seht, findet Google für Perna da Negra einfach mal ... NICHTS. Dementsprechend heißt es bei der Fahrt zu Amanda und João auch: back to the roots. In Portugal ist man bei Adressen außerhalb der Stadt ohnehin meist besser mit Koordinaten als mit Adressen unterwegs, das gilt selbst für mein eigenes Haus. Leider haben wir aber selbst diese Angaben nicht und so müssen wir uns auf Mercedes Beschreibung verlassen. Der erste Teil des Weges klappt dann auch ganz gut.  Nach etwa 7 Kilometer erreichen wir die Abzweibung mit dem Schild nach Perna da Negra (ja es existiert wirklich Google!). Dann wird die Straße deutlich schmaler und verschlungener. Hin und wieder liegt loses Gestein auf dem Asphalt. Ich spüre, wie sich Alina immer mehr verkrampft, ihre Stimme wird leiser, der Wagen langsamer. Die Anzeichen kenne ich inzwischen nur zu gut ...


Es folgt die schlimmste Panikattacke von Alina, die ich mitbekomme, seit wir hier oben gemeinsam herumfahren. Es tut mir weh zu sehen, dass ich ihr kaum helfen kann, ihre Angst zu lindern. Immer wieder spreche ich beruhigend auf sie ein, jeder Meter kostet sie unglaubliche Kraft. Schließlich bleibt sie stehen, muss aussteigen. Ich übernehme wieder das Steuer, lasse sie ein paar Meter gehen. Versuche erneut, sie ins Auto zu bekommen. Fahre wieder ein paar Meter mit ihr, lasse sie wieder aussteigen. Der Weg scheint kein Ende zu nehmen und der Handyempfang ist dürftig. An einer Gabelung sind wir uns unsicher. Alina ruft João an, lässt sich noch mal versichern, wie leicht der Weg sei, nur links runter und dann immer geradeaus, bis die Straße in einem Schotterweg endet.

Ein paar Kilometer weiter - mitten in der Einöde - sind wir erneut unsicher, ob wir noch richtig sind. Alina versucht wieder und wieder João zu erreichen, aber auch dieser ist mit seinem Latein am Ende. Einfach nur geradeaus, sagt er nur immer wieder. Aber Alina traut sich nicht mehr weiter. Wir gehen unsere Optionen durch, die Tanknadel neigt sich bedrohlich der Reserveanzeige entgegen. Schließlich kommt uns ein Auto entgegen. Es ist João, der zur Rettung eilt. Wir folgen ihm die letzten Kilometer. Es sind tatsächlich nur noch 1, vielleicht 2 Kilometer bis zum Haus - immer geradeaus, abgesehen von den gefühlt 200 Kurven.

Aber es ist geschafft! Jetzt heißt es erst einmal: Happy Birthday Theo, denn der Sohn von João und Amanda ist die Tage 3 Jahre alt geworden. Auch für ihn und seine kleine Schwester Aurora (1 Jahr alt) durfte sich Alina bei der ASMAA reichlich Geschenke aussuchen. Mit Tüten bepackt betreten wir das Haus, dessen Tür für jeden offen steht.

Für Theo ist unter anderem eine tolle Autowaschanlage dabei, die er direkt ausprobiert. Wir lassen ihn in Ruhe spielen, auf Fotos verzichte ich auch, denn der kleine Mann ist splitterfasernackt. Wir treten also erst einmal hinaus auf die Veranda. Dort wird Aurora gerade geduldig von ihrer Oma mit dem Dreirad durch den Garten geschoben. Die Kleine vermisst ihre Mama, die auf einer Fortbildung in Portimão ist, und ist deshalb ein bisschen quengelig. Von Alinas Geschenken lässt sie sich aber ein wenig aufheitern. Am meisten begeistert die kleine Dame das Bilderbuch über Tiere. Ganz fasziniert schaut sie es mit Papa durch. 


Seit 3 Tagen feiert die Familie hier mit Freunden und Nachbarn Theos Geburtstag. Das hat nichts zu tun mit überkandidelten Partys mit Animation und mehrstöckiger Torte. Es heißt einfach, jeder, der mag, schaut mal vorbei, trinkt ein Bierchen und hält einen Schwatz, isst einen Happen von dem, was gerade da ist. Man merkt: Mit aller Kraft wollen die Menschen weitermachen. Das Gute sehen, statt den Feuersturm, der vor der Haustür gewütet hat. Dabei sind die jeden Tag damit konfrontiert. Haus, Veranda und "Garten" sind umgeben von pechschwarzer Aschewüste und verkohlten Baumwimpfeln. Die Solarkollektoren, einzige Stromquelle der Familie, wurden bei dem Brand beschädigt und funktionieren seitdem nicht mehr richtig. Für viel mehr als das Handyladegrätist kein Strom da, doch dies ist schon Gold wert, um nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Ein Dauerzustand kann das jedoch nicht sein, die Familie benötigt dringend wieder Strom. Wir wollen uns deshalb am Kauf neuer Solarkollektoren beteiligen. Dazu benötigt Alina nur noch die Rechnung.


Schon vor dem Brand lebten João und Amanda mit ihren Kindern sehr einfaches Leben. So schalten sie beispielsweise im Winter den Kühlschrank ab, da dann nicht genug Strom produziert wird, um ihn am Laufen zu halten. Für uns undenkbar, für das junge Paar ganz normal. Auch das Haus ist eher spartanisch eingerichtet, das Leben scheint sich aber ohnehin mehr auf der Veranda abzuspielen.

Diese ist eine kleine unversehrte Insel inmitten von Grau und Schwarz. Wie nah die Flammen dem Haus tatsächlich kamen, sieht man auf den zweiten Blick. Der selbstgebaute Zaun aus Ästen ist rußgeschwärzt und die meisten der Plastikblumentöpfe halb geschmolzen. Auch die Hühner haben nicht alle überlebt, erzählt uns die Mutter von Amanda. Die 3 Hunde hatte die Familie mitgenommen auf ihrer Flucht. Die Katzen jedoch liefen in alle Richtungen davon und waren nicht einzufangen. Glücklicherweise sind inzwischen alle wieder nach Hause gekommen und haben überlebt!

Während Alina sich wieter mit João und seiner Schwiegermutter unterhält, drehe ich eine Runde ums Haus. Oberhalb des Grundstücks begegnet mir nur karge, schwarze Wüste. Alle umliegenden Hügel sind komplett verbrannt. Später erfahre ich: Nach der ersten Evakuierung kehrte João direkt am Folgetag zurück, freute sich über das unversehrte Haus und trank ein Bier darauf auf der Veranda. Doch dann gab es erneut Alarm, der Wind hatte wieder gedreht, das Feuer bahnte sich mit noch größerer Heftigkeit seinen Weg zurück. Zwei Tage kommt die Familie bei ihrer Freundin Mercedes unter, dann müssen sie auch von dort fliehen. Ironischerweise brennt Mercedes Haus komplett ab, während das von João und Amanda verschont wird. 

Die Kinder haben inzwischen Alinas Auto entdeckt und wollen unbedingt darin spielen. Wir lassen ihnen die Freude. Besonders fasziniert scheint Theo von Alinas Anhänger, der vor dem Rückspiegel baumelt. Ich überlege, ob ich auch Alina damit hypnotisieren könnte, denn die Rückfahrt über dieselben schmalen Wege steht schließlich noch aus.

Das Geheimrezept für eine entspannte Rückfahrt findet sich schließlich auf dem Grund einer Rotweinflasche. Okay, es ist nur eine halbe Flasche nötig, aber dank ihr gelingt es mir, Alina problemlos und in einem Rutsch wieder zurück in die Zivilisation zu chauffieren. Sie ist sogar so relaxed, dass sie die Schönheit der Umgebung zum ersten Mal so richtig wahrnehmen kann. Tatsächlich lässt das goldfarbene Abendlicht die verbrannten Bäume der umliegenden Hügel fast aussehen wie eine Szene aus einem perfekten Indian Summer.

Alina hat das Versprechen gegeben, alle Betroffenen persönlich zu besuchen. Das bricht sie nicht, egal wie schwer es für sie wird. Ob sie noch einmal den Weg nach Perna da Negra wagt? In jedem Fall wird sie João und dann auch seine Frau Amanda in Monchique treffen - auf sicherem Terrain! ;-)

Update: Die Solarkollektoren sind da!

Am Freitag, den 21.9. mache ich mich noch einmal auf den Weg nach Perna da Negra, denn die Solarkollektoren wurden geliefert. Mit dabei ist dieses Mal mit meiner Freundin Petra, die sich ebenfalls mit Spenden an der Aktion beteiligt hat. Auch ihr wird ein wenig mulmig angesichts der schmalen Straße, die von der Hauptstraße die 2 Kilometer bis nach Perna da Negra führt, aber niemand steigt dieses Mal aus - immerhin :D UNd das, obwohl die Bremsen meines fast 40 Jahre alten Benz' auf der kurvigen Straße wirklich ganz erbärmlich quietschen.

Kurz vor Sonnenuntergang treffen wir auf Amanda und ihre Mutter Karin. Theo und Aurora sind natürlich auch wieder mit dabei. Glücklich zeigt uns Amanda die neuen Kollektoren, die der kleinen Familie nun das ganze Jahr über zuverlässig Strom bieten. Die Stimmung ist positiv, obwohl mir Amanda berichtet, dass João einen kleinen Unfall hatte und deshalb noch nicht da ist. Es sei aber nur ein Blechschaden, winkt Amanda ab. Jammern liegt dieser Familie nicht, sie packt lieber an und den Rest erträgt sie mit Ergebenheit. Die Zeichnung stehen auf Hoffnung. Gerade rund ums Haus wachsen und gedeihen die Pflanzen wieder - trotzen der umliegenden Schwärze.

Amanda erzählt uns noch ein wenig von ihrem Leben hier draußen und wie froh und dankbar sie sind, dass ihr Haus den Brand überstanden hat und sie weiterhin hier in ihrem abgelegenen kleinen Paradies leben können. Wir finden es schade, schon bald darauf gehen zu müssen, denn der Austausch mit den beiden Frauen ist spannend. Aber die Sonne ist schon hinter den Bergen versunken und wir möchten den schmalen Weg bis zur Hauptstraße nicht in völliger Dunkelheit zurücklegen.

Daher verabschieden wir uns gefühlt viel zu schnell, aber ich verspreche Amanda, Alina irgendwann doch noch einmal herzubringen!

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Bitte beachte, dass es sich um keine Organisation handelt, sondern Alina einmalig als Privatperson Geld sammelt und daher keine Spendenquittung ausstellen kann. Dafür kommt das Geld auch direkt bei den Bedürftigen an - und ich werde hier regelmäßig berichten in Wort und Bild, sodass du sehen kannst, was mit deinem Geld passiert.

 

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